Einsatzbereiche

Was ist Biofeedbacktherapie

Die Biofeedbacktherapie hat verschiedene Einsatzbereiche im psychosomatischen Bereich und wird oft mit anderen Behandlungsformen kombiniert.

Insbesondere wenn der Anteil des vegetativen Nervensystems am Gesamtgeschehen hoch ist, kann man von besonders guter Wirksamkeit ausgehen.

Biofeedbacktherapie kann sich positiv bei folgenden Störungsbildern auswirken:

  • Kopfschmerzen, (Migräne, Spannungskopfschmerz)
  • Unspezifische Rückenschmerzen
  • Habituell erhöhte Anspannung systemrelevanter Muskulatur und vegetativer Aktivität, Ängste,
  • Entspannungsschwierigkeiten
  • Schlafstörungen (Ein-und Durchschlafschwierigkeiten)
  • Medikamenten Einsparwünsche
  • Somatoforme Schmerzerkrankungen (Firbromyalgie, Hypertonie)
  • Schulängste
  • Konzentrationsprobleme
  • dysfunktionales Stressmanagement

Gemessen werden folgende biologische Parameter mittels kleiner Klebeelektroden:

  • Temperaturfeedback: gibt Auskunft über den momentane Anspannungs-bzw. Entspannungszustand
  • Hautleitwertfeedback: damit wird die Anspannung im vegetativen Bereich gemessen
  • Elektromyographisches feedback (EMG): die elektrische Aktivität unserer Muskel wird vermessen.
  • Herzfrequenz-Variabilitätsfeedback: der Puls und somit die momentane Aufregung wird ermittelt.
  • Atmungsfrequenz: mithilfe des Atemgurts wird eine ruhige Bauchatmung favorisiert.

Vorteile einer Biofeedbacktherapie:

  • Nicht invasive Behandlungsmethode
  • Die Notwendigkeit von Medikamenten kann vermindert bzw. ausgeschlichen werden
  • Der Patient selbst ist aktiv am Heilungsprozess beteiligt
  • Bei Kindern ab 6 Jahren anwendbar
  • Sanfte Heilungsmethode ohne Nebenwirkungen

Schlafstörung

“Durch das persönlich abgestimmte Training lernt der Patient, sich mental als auch körperlich bewusst tief zu entspannen”

Biofeedbacktherapie bei stressbedingten Ein – und Durchschlafstörungen

Schlaf gehört zu den lebensnotwendigen Grundbedürfnissen des Menschen. Wer unter chronischen Schlafstörungen leidet, meint oft, sich als einziger durch die Nacht quälen zu müssen, während alle anderen tief und fest schlafen.

Die Realität sieht anders aus. Etwa jeder 4. Erwachsene leidet gelegentlich unter Ein- bzw. Durchschlafschwierigkeiten. Betroffene sind im Alltag oft erheblich beeinträchtigt, haben eine verminderte Leistungsfähigkeit, und sind in ihren sozialen Kompetenzen eingeschränkt.

In diesem Fall hilft Biofeedbacktherapie, den Weg zu einem ausgewogenen, erholsamen Schlaf wieder zu finden.

Nach einem ausführlichen diagnostischen Erstgespräch wird der Patient zuerst mit allgemeinen Entspannungstechniken vertraut gemacht. Die Betroffenen können oft nicht abschalten und somit auch nicht schlafen. Durch ein auf den Patienten persönlich abgestimmtes Entspannungstraining lernt dieser, sich mental als auch körperlich bewusst tief zu entspannen. Durchschnittlich 5-10 Sitzungen sind notwendig, um die Trainingssituation in die tägliche Einschlafsituation zu übertragen.

Hypertonie

“ Patienten lernen das stressauslösende Körpersystem zu entspannen”

Biofeedback bei stressbedingtem Bluthochduck

Experten schätzen, dass 50-80% aller Krankheiten und Beschwerden durch negativen Stress verursacht oder mit verursacht sind. Psychischer Stress ist stets von körperlichen Veränderungen begleitet und macht sich so bemerkbar. Ein zuviel an erhöhtem, ständig andauernden  Stressniveau kann zu chronischen Erkrankungen wie Kopfschmerzen, Bluthochdruck oder Herzkreislaufbeschwerden führen.

Ziel der Biofeedbacktherapie ist hier eine Reduktion des physiologischen Stressniveaus. Trainiert wird besonders die Bauchatmung, das Erwärmen der Hände, sowie das Senken des Hautwiderstandes.

Die Messung am Pc ermöglicht eine durchgehende Darstellung des aktuell gemessenen Pulsblutvolumens und der Herzfrequenz. anhand einer Fingermanschette.

Ein akustisches oder visuelles Feedback verteilt Pluspunkte für fallenden oder Minuspunkte für steigenden Blutdruck. Der Patient macht hierbei oft erstmals die Erfahrung einer aktiven Einflussnahme auf den Blutdruck.

Biofeedback eignet sich für Entspannung und Stressmanagement außerordentlich gut, da Sie lernen, genau jenes Körpersystem zu entspannen, welches bei Ihnen persönlich stressauslösend wirkt. Ihr Wohlbefinden, Ihre Leistungsfähigkeit und auch Ihre Gesundheit wird durch Biofeedbacktherapie gesteigert.

Schulangst

“Betroffene können ihren Körper besser kennen lernen und aktiv beeinflussen”

Biofeedback bei schulischen Problemen, wie Schulängsten, Blackouts in Prüfungssituationen oder ADS.

Ein weiterer Einsatzbereich von Biofeedbacktherapie liegt im schulischen Bereich. Jedes Kind/Jugendlicher ist in gewissem Maße Schulstress ausgesetzt, und jeder geht damit anders um. Viele Schüler bereiten sich zu Hause ausreichend auf Prüfungen vor. In der Prüfungssituation scheint dann oft alles wie „weggewischt“. Hier spricht man vom allseits bekannten und gefürchteten Black out. Ursachen für diesen Zustand sind unter anderem in einem Ungleichgewicht der Zusammenarbeit zwischen der rechten und linken Gehirnhälfte zu finden.

Die gespeicherten Informationen können durch ein nicht optimales bzw. gestörtes Zusammenarbeiten körperlicher Parameter nicht richtig abgerufen werden.

Eine Biofeedbacktherapie in solch einem Fall würde folgendermaßen aussehen:

Die Körperfunktionen werden sichtbar gemacht, und das Kind lernt seine eigenen Stärken und Schwächen kennen. Es lernt, mit Stresssituationen besser umzugehen. Dadurch wird das Selbstwertgefühl gestärkt. Das Kind/der Jugendliche lernt, mit der Schulangst und den damit verbundenen Folgen fertig zu werden und erzielt somit bessere Lernerfolge. Weiters nimmt die Ausgeglichenheit spürbar zu.

Um sich auf Prüfungssituationen/ Vortagssituationen besser einstellen zu können, wird zuerst mittels mehrer kurzer Tests ein check up gemacht. Reaktion, Konzentration und Entspannungsfähigkeit werden mithilfe folgender Parameter gemessen:

  • Hauttemperatur mittels kleinen Fühlers an einem Finger
  • Atemfrequenz mittels Atemgurt
  • Puls mittels Pulsplethysmograph
  • Hautleitwert bzw. Hautwiderstand an  Mittel- und Ringfinger
  • Muskelpotential am frontalis elektromyographisch gemessen

Während der Testphase kann der Therapeut an den Reaktionen des Probanden bereits sehr deutlich erkennen, welche Ursachen dem jeweiligen Problem zugrunde liegen. Neigt der Patient in Stresssituationen zum Beispiel zu hohem Puls, schwitzenden und/oder kalten Händen, kann durch gezieltes Biofeedbacktraining eine Verbesserung der Körperwahrnehmung bewirkt werden. Hier beginnt das Training mit dem Erwärmen der Hände. Der Patient, an ein Temperaturfeedbackgerät angeschlossen, übernimmt aktiv die Steuerung seiner Körpervorgänge. Rückgemeldet durch Visualisierungen oder Töne kann er durch operante Kontrolle eine verbesserte Regulation erwirken.
Ähnlich läuft das Puls- und Atemtraining ab.

Bei Kindern und Jugendlichen mit der Diagnose ADS kann Biofeedback wesentlich zur Verbesserung für das Wohlbefinden der Patienten beitragen. Durch das Feedback der Muskelspannung, wie der Hauttemperatur und des Hautwiderstandes können Betroffene ihren Körper besser kennen lernen und aktiv beeinflussen. Menschen, die an ADS leiden, haben, vor allem im Kindes- und Jugendalter oft große Probleme, sich auf das „Wesentliche“ in einer Lernsituation zu konzentrieren. Biofeedbacktherapie eröffnet ihnen die Möglichkeit, nicht wichtige Informationen auf der Seite zu lassen, und wesentliches im Unterricht herauszufiltern.

Migräne

“Der Migränepatient erlernt die Erweiterung oder Verengung der Blutgefäße”

Biofeedbacktherapie bei Migräne

Jede dritte Frau und jeder fünfte Mann leiden regelmässig unter Kopfschmerzen und 10% der Bevölkerung leiden unter Migräne. Häufigste Ursache und Auslöser für Kopfschmerzattacken und Migräne ist Stress.

Wissenschaftlich erwiesen, wird Migräne durch bestimmte Triggerfaktoren wie hormonelle Veränderungen, Alkohol, Schlafmangel, ausgeprägten Emotionen und Stress ausgelöst.

Dort, wo Stress eine Rolle spielt kann Biofeedback die Migräne effektiv bekämpfen.

Beim Migränepatienten wird das Temperatur Biofeedback (Handerwärmungstraining) und Vasokonstriktionstraining (bewusste Veränderung der Durchblutung der Gefässe)  eingesetzt. Am Patienten befestigte Sensoren messen den Puls, die Hauttemperatur und- leitfähigkeit., sowie andere physiologische Körperparameter. Diese biologischen Istwerte werden graphisch oder akustisch aufbereitet, und dem Patienten auf einem PC Bildschirm sichtbar gemacht. Zum Beispiel ein Kreis, der die Weite der Blutgefässe zeigt, oder eine Liniengraphik, die den Puls wiedergibt. Beim Temperaturfeedback lernt der Patient gezielt seine Fingertemperatur und somit die periphere Durchblutung zu steigern. Diese Übungen werden vom Therapeuten unterstützt, sind leicht zu erlernen, und trainieren zugleich die generelle Entspannungsfähigkeit.

Biofeedback bei akuter Migräne:

Ein besonderes Verfahren stellt das Vasokonstriktionstraining dar. Der Patient lernt, die schmerzhafte Schläfenarterie bewusst zu verengen. Ein Infrarot Durchblutungsmesser (Pulsplethysmograph) hilft dabei, diesen Vorgang bildlich beobachten und steuern zu können. Die Erfolge sind langandauernd. Es wird empfohlen, nach 6 bis 12 Monaten ein Überprüfungstraining zu absolvieren, um den erlernten Effekt beizubehalten.

Tinnitus

“Der Patient lernt seine Anspannung zu regulieren”

Biofeedbacktherapie bei Tinnitus

Viele Patienten mit Tinnitus haben starke Verspannungen im Schulter- und Nackenbereich. Diese verstärken die bereits vorhandenen Beschwerden.

Der Einsatz von Biofeedback sieht hier folgendermaßen aus:

Dem Patienten werden Elektroden an Hals- und Nackenmuskulatur aufgeklebt. Die tatsächliche Anspannung der Muskulatur wird gemessen und an das Biofeedbackgerät weitergeleitet. Der Patient realisiert so seine Anspannung und lernt, diese zu regulieren, bzw. zu senken.

Nach mehreren Behandlungen erleben die meisten Patienten den Tinnitus weniger laut und nehmen ihn nicht mehr so störend wahr. Ein besserer Schlaf wird festgestellt, und ein Gefühl der Kontrolle über den Tinnitus stellt sich ein. Obwohl sich der Allgemeinzustand der Patienten durch die Geräuschabnahme wesentlich bessert, kann Biofeedback den Tinnitus nicht zum Verschwinden bringen.